ein weiterer Tag im Erasmus Leben
13.10.2009 16 °C
Es herrscht herbstliches Bilderbuchwetter. Schreibt man das zusammen? Im Englischen schreibt man alle Nomen getrennt. Bilderbuchwetter.... Bilderbuchwetter?!
Jedenfalls, blauer Himmel, weiße Wolken, Sonnenschein, der zwischen den sich leicht färbenden Blätter hervorblitzt und kalter Wind. Sehr kalter Wind.
Meine Präsentation lief gut. Taffy Martin war zufrieden und freute sich über meinen amerikanischen Akzent, da ich den Namen des Dichters dadurch falsch betont habe. Und ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, wie er denn nun richtig ausgesprochen wird. Unsere Unterrichtsräume werden immer kleiner. Man muss dazu sagen, über die französische Uni, dass es keine Raumpläne gibt. Und alle Räume scheinen doppelt belegt zu sein und es scheint immer der/die Dozentin unterlegen zu sein, mit der ich meinen Unterricht hab. Denn so gut wie jeden Tag läuft unsere kleine 4 oder 5 Mann Seminargruppe durch die Fakultät Lettres et Langues auf der Suche nach einem Raum. Da der Unterricht sowieso immer 10 Minuten später anfängt (weil vorher einfach niemand da ist), stört das auch niemanden großartig, dass durch das Raumsuchen weitere Zeit verloren geht. Französische Gelassenheit eben. Ich hab mich heute endlich mal so gefühlt, wie man sich fühlt, wenn man das Gefühl hat ein gutes Gefühl für Literatur zu besitzen Es ging um das Gedicht " A Country Walk" von Thomas Kinsella. Ein irisches walking poem mit viel geschichtlichten Referenzen zu Irland. Wie auch immer, Madame Martin fing dann auf einmal an über Joseph Conrad zu reden und da kam doch sofort "Heart of Darkness" in my mind. Darüber habe ich nämlich letztes Semester ein termpaper geschrieben. UNd wie es der Zufall so will, wollte auch sie genau auf dieses Werk hinaus, was sehr repräsentativ für post-colonialism ist. Und wie ich geglänzt hab und den Inhalt und die Themen dieses Romans wiedergeben konnte Fühlte sich gut an, wenn der Rest der Leute da sitzt, noch nie etwas von Conrad gehört hat und Ich die leuchtenen Augen von Madame Martin sehe, die, so wie jeder Lehrer, den ich hier habe, mit viel Leidenschaft für Literatur seine Fächer unterrichtet.
Danach hab ich meine obligatorische Mittagspause gehalten, denn es gibt auch nichts anderes zu tun, weil alles andere auch zu hat.
Um 14uhr machte ich mich auf den Weg zur Rezeption des Wohnheimes. Kalte Schauer liefen mir über den Rücken, als ich SIE hinter der Glasscheibe sitzen gesehen habe. Der Drache, der kein Englisch spricht. Ich im fließenden französisch gefragt, ob meine gefaxten Unterlagen da sind, sie geantwortet, sie müsste nachschauen, da sie heute die Fax(e?) noch nicht sortiert hat und ich wartet, bis sie kam und mir sagte es sei alles ok. Alles auf französisch verstehen, keine Fragezeichen im Kopf. Aber es kam wie es kommen musste. Ich fragte Sie nochmal nach der Versicherung, die ich brauche und sie brabbelte auf mich ein und ich nickte nur, lächelte, sagte "d'accord" und "oui" von Zeit zu Zeit und verstand rein garnichts.
Weiter ging es zur nächsten Station des Nachmittags. In das International Office zu meiner Freundin, der Sekretärin die Amerikanerin ist und sich weigert bzw so tut, als ob sie kein Englisch spricht. Die Sekretärin war nicht, sondern nur die Direktorin, die beim letzten Mal mir auch versichert hat, dass sie kein Englisch spricht. Ich mich also super vorbereitet, rasselte meine französischen Sätze runter (Ich wollte was abgeben, aber wusste einige Details nicht, die ich auszufüllen hatte, über mein Kurse). Dann stellte sich heraus, sie weiß sie auch nicht. Sie redete und redete und redete und ich stand da...langsam am verzweifeln, denn ich verstand nichts. Das ließ ich sie auch wissen und sie gab sich auch Mühe und hat alles wiederholt und ich verstand es halt einfach nicht. Wenn man die Vokabeln nicht weiß, weiß man sie halt nicht. Ich war frustrierend, ein wenig genervt und demotiviert. Es gibt nichts schlimmeres als in einem fremden Land zu sein und sich nicht in der Landessprache verständen zu können, mit einem Einheimischen, der bestimmt denken muss, man bemüht sich nicht. Meine selbstmitleidenen Gedanken waren aber schnell durch Wut ersetzt, als die Dame auf einmal anfing Englisch mit mir zu reden. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Beim letzten Besuch hab ich mich vor anderen Erasmusstudenten total peinlich gemacht, weil ich nicht mal das Wort Stundenplan auf französisch wusste, vor ihr stand und sie mich angeblich nicht auf englisch verstanden hat. Und auf einmal, nach einem 15 Minuten Kampf auf Französisch spricht sie dann doch Englisch. Erleichterung war natürlich auch dabei, da ich sie ja endlich verstehen konnte und wusste was sie von mir wollte (undzwar das sie von nichts eine Ahnung hat und ich meine Informationen woanders herholen soll), aber dennoch ein totales Unverständnis dafür. Sie ist die Direktorin des International Office und weigert sich eine fremde Sprache zu sprechen. Ich sehe es ja ein, dass sie die ausländischen Studenten dazu bringen wollen, Französisch zu lernen aber sich einfach stur zu weigern die ganze Zeit bis man vor ihr steht und total Verzweifelt und einfach nur gehen möchte. Ist man denn nicht normalerweise stolz darauf, wenn man mehr als seine Muttersprache spricht? Und mir macht es Spaß andere Sprachen zu sprechen und in anderen Sprachen mit fremden Leuten zu agieren. Sollte es dann nicht auch so sein für die Direktorin des INTERNATIONAL office?
Frustriert, wütend, erleichtert ging es dann auf zur Versicherungssuche. Habe festgestellt, dass ich einfach bei irgendeiner Bank eine bekomme zum günstigsten Tarif aber halt dafür ein Konto brauche. Da ich mich aber nicht übersetzungstechnisch auf ein Konto einrichten eingestellt habe (sowas brauch ja sprachliche Vorbereitung) bin ich einfach Essen einkaufen gegangen und habe die Versicherung auf morgen verschoben.
Und das gab es heute:
französischer Karottensalat, französische Mini-gefüllte-Teig-Dinger, französisches vorgetoastes Brot (schmeckt ein wenig wie Zwieback aber doch ganz anders und sehr lecker, auch ohne Belag), französische Handseife (Le petit Marseillais), französischer Smoothie (halb leer, hatte Durst), französische Salami mit Nussgeschmack, französischen Schokopudding im Glas, französische Fertig Pizza aus dem Kühlregal und ein (Bilder) Buch über die Gegend des Poitou-Charente, wo ich mich gerade befinde, mit geschichtlichen Informationen, sowie ein wenig französischem Lebensgefühl und vielen bunten Fotos.
Ich habe es unterlasen die Kiwis für das Foto zu drapiere oder mein Toilettenpapier als Pyramide im Hintergrund zu stapeln
Als ich dann so meine Einkäufe in mein Kühlschrankfach geräumt habe, wurde meine Neugier doch groß einfach mal in das Fach zu schauen, welches kein Schloß davor hat. Also wenn ich, ich wäre, würde ich das ja nutzen, da jetzt bestimmt niemand mehr in das Zimmer zieht. Ich hatte erwartet, ein leeres Fach vorzufinden, einfach halt...leer und was sehe ich, als ich langsam und mit großer Neugier die Tür öffne?
Ein Joghurt Depos
Da war wohl jemand schneller und hatte die gleichen Gedanken wie ich. Aber das Fach ist nicht abgeschloßen und was ist wenn mich der Appetit auf Fruchtjoghurt überkommt????
Mein Tag endete mit meiner Folk Music class. Interessant, lang, spät (18uhr bis 20uhr), müde, Film geguckt) und nun lieg ich in meinem warmen Bett mit meiner warmen Winterbettdecke (Dank meines persönlichen Helden, der an mein Wohlbefinden denkt und mir diese geschickt hat) und werde Harry Potter lesen und schlafen.
Bon nuit!
Eingestellt von Pinky 12:22 Archiviert in Frankreich Tagged living_abroad
oh man.. man hört ja immer, bzw. ich habs auch schon selbst gemerkt, dass die franzosen stolz sind auf ihre sprache und so.. aber dich so "abquälen" lassen, obwohl die eigentlich englisch kann..ey das is doch ein witz!!!!!
ahhhh!
von anni1987